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Gedankenspiele um Podolski

Wenigstens in einem Übungsspiel im Trainingslager in Marbella bildeten sie das Angriffsduo, Lukas Podolski durfte mit Miroslav Klose stürmen, allerdings in der B-Mannschaft, die vom A-Team kräftig abgewatscht wurde, mit 8:1 Toren. Immerhin wuchtete Podolski einmal den Ball mit einem gnadenlosen Linksschuss ins Netz, eine Riesenchance vergab er: Aus drei Metern lenkte er eine Flanke über den Querbalken.

Lukas Podolski
Schnürt er die Fußballschuhe bald woanders? Bayern-Stürmer Lukas Podolski.
© dpa Zoomansicht

Die sportliche Situation hat sich für ihn auch in Spaniens Süden nicht wesentlich verbessert: Bis Mittwoch musste er sich aufgrund der Spätfolgen einer Grippe auf individuelles Aufbautraining beschränken, ehe er mit den Kollegen arbeiten konnte. Schon in der ersten Vorbereitungswoche habe der Profi mit der Nummer11 "fünfzig Prozent" versäumt, sagt sein Chef Ottmar Hitzfeld, Podolski müsse da nachbessern, allerdings ohne große Chance zur Aufheiterung seiner trüben Aussichten: Luca Toni und eben Klose sind vorne weiterhin gesetzt.

Podolski (22) spricht deshalb neuerdings immer häufiger von der Möglichkeit eines vorzeitigen Abschieds vom FC Bayern, bei dem er zum 1.Juli 2006 einen Vierjahresvertrag unterschrieben hat. 33 Bundesligaeinsätze und lediglich vier Treffer sind für ihn im Münchner Trikot notiert. Im Europapokal durfte er in elf Begegnungen mitmachen, drei Tore hat er da erzielt. Wie imposant dagegen seine Bilanz in der Nationalmannschaft: 24 Tore in 44 Länderspielen. Auch bei der in viereinhalb Monaten laufenden EURO soll und möchte Podolski seine Qualitäten wieder einbringen. Freilich ist auch da die Konkurrenz prominent: Vor allem Klose, Gomez und Kuranyi machen ihm den Platz streitig; Hanke, Neuville, Helmes, Schlaudraff oder Kießling würden ebenso gerne mit zu diesem Kontinentalturnier.

Wir müssen uns unterhalten, was wir da machen, ich bin hin- und hergerissen.
Bayern-Manager Uli Hoeneß

Weil die Münchner Macher dem stets sympathischen Podolski seinen EM-Auftritt nicht verwehren möchten, werden sie diese Personalie in dieser Woche noch einmal diskutieren. "Wir müssen uns unterhalten, was wir da machen", sagt Uli Hoeneß, "ich bin hin- und hergerissen."

Einerseits ist da das Vereinsinteresse, das im Vordergrund zu stehen habe und das zuallererst auf Erfolg abziele. "Ein Verein wie Bayern München braucht vier starke Stürmer", betont Hoeneß und verweist auf das Schicksal eines Filippo Inzaghi bei Milan: "Der sitzt dort ständig auf der Bank und schießt in wichtigen Spielen seine Tore." Also dürfe keine Lex Podolski geschaffen werden, zumal die Verantwortlichen in München insbesondere das Hauptproblem nicht lösen können: Sollte sich ein Toni oder Klose frühzeitig und gar langfristig verletzen und Podolski wäre weg, argumentiert Hoeneß nachvollziehbar, "wäre es vom Management her eine Katastrophe." Er spricht also von einer "unheimlich schwierigen Entscheidung" und der "Wahrscheinlichkeit, dass er bleibt". Sogleich fügt er aber an: "Ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung."

Ottmar Hitzfeld (li.) und Lukas Podolski (re.).
Fingerzeig: Trainer Ottmar Hitzfeld (li.) setzt im Sturm nicht auf Lukas Podolski (re.).
© imago

Denn andererseits denkt Hoeneß an den Spieler Podolski. "Ich will ihm helfen, zur Europameisterschaft zu fahren", so der Klub-Manager. "Und wenn wir ihn jetzt ausleihen und es geht alles gut, haben wir alles richtig gemacht." Der positive Effekt wäre nach Hoeneß richtigem Kalkül dieser: "Dann haben wir ihm Spielpraxis verschafft und er kommt am 1.Juli zurück", mit entsprechender Weiterbildung. Denn der künftige Trainer Jürgen Klinsmann hat den Bayern-Bossen verdeutlicht, dass er den Podolski "unbedingt haben" wolle.

Sollte sich die Klub-Führung darauf verständigen, diesen Spieler sofort gehen zu lassen, gibt es für ihn auf der Stelle einen konkreten Interessenten. Von Manchester City liegt das Angebot für eine Ausleihaktion noch in der Winterpause plus Kaufoption vor. Ein solcher Wechsel müsste also bis zum 31.Januar abgewickelt werden. Die Briten sind wirtschaftlich potent, für Podolski würde ein Transfer nach England eher einen finanziellen Zuwachs bedeuten.

Zum Thema

Auch in Bremen, wo dieser Stürmer bei Kloses Wechsel im Sommer ein Thema war, würde dieses Interesse sofort wieder aufflackern. "Wenn von der anderen Seite ein Signal kommt", sagt dort Manager Klaus Allofs, "kann man sich damit beschäftigen, dann könnte man darüber reden." Die Rahmenbedingungen müssten jedoch stimmen.

Letztlich liegt es auch an Podolski. Der werdende Vater muss seine familiäre Situation überdenken und die Risiken, die ein derart spontaner Arbeitsplatztausch brächte: Privat und sportlich bliebe ihm nicht viel Zeit zur Eingewöhnung.

 
   
 
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